Tagesprotokoll vom Montag, den 26.07.1999
von Kerstin Bade & Thomas Mattern
Von Kiel nach St. Petersburg (über HH)

Pünktlich um 8.30 Uhr erfolgte die Abfahrt vom ZOB Kiel mit dem Kilius in Richtung Flughafen Hamburg. Dort wurde, nachdem die Gruppe vollständig war, eingecheckt. Gegen 11.50 Uhr startete der Linienflug LH5280 Richtung St. Petersburg. Um ca. 14.15 Uhr MEZ landeten wir auf dem Flughafen St. Petersburg. Hier paßten wir unsere Uhren der hiesigen Zeitzone an und stellten sie um zwei Stunden vor, do daß wir gegen 16.30 Uhr die Paßkontrolle passierten. Am Flughafen hielten wir uns nun ungewollt etwas länger auf, ca. 3 Stunden. Der Grund lag darin, daß uns der Stellvertreter von Prof. Boris Sirenko, Leiter des Marin-Biologischen Abteilung des Zoologischen Instituts St. Petersburg (ZISP), vergessen hatte. Dr. Piepenburg und Dipl.-Biol. Mark Schlensog fuhren mit dem Taxi los in Richtung ZISP und kehrten später mit Prof. Sirenko, der gerade erst aus dem Urlaub kam, zurück.

Über steile, lange Rolltreppen in die Petersburger MetroNun folgte eine Odyssee, die uns auf die nächsten Tage einstellen sollte. In Ermangelung jedweder Organisation von russicher Seite, blieb Prof. Sirenko nichts anderes übrig als uns zu offenbaren, daß es nicht nur keinen Transport vom Flughafen in die Stadt, sonderen ebenfalls keine Unterbringung für uns gab. Also wurde Improvisiert. Trotz unserer enormen Gruppenstärke (20 Studenten plus 5 Betreuer) bot uns Prof. Sirenko an, in seiner Wohnung zu übernachten.

Diese mußte zunächst mitsamt Gepäck erreicht werden. Wir griffen unseren Kram und wanderten in geschlossener Formation hinter Prof. Sirenko her. Zunächst führte er uns zu einer Bus-Haltestelle außerhalb des Flughafens. Nach einiger Zeit quetschten sich also 26 Biologen mit Rucksäcken bepackt in den überfüllten Bus. An dieser Stelle tausend Entschuldigungen an die armen Russen, auf deren Füßen herumgetrampelt wurde, denen Rucksäcke ins Gesicht gedrückt wurden und die kaum an den sperrigen Deutschen vorbei aus dem Bus gelangen konnten. Nach endlosen Minuten in der mobilen Sardinenbüchse, kam die Durchsage "Aussteigen!".

Koordination außerhalb der Metrostation

Von der Bushaltestelle ging es dann in die Tiefen der Metro von St. Petersburg. Prof. Sirenko besorgte uns Münzen für die Metro und führte uns anschließend über lange, steile Rolltreppen zu den Bahnsteigen. Schwere Metalltore, die dann und wann laut scheppernd aufrollten trennten die Bahnröhren von den Bahnsteigen. Wir sprangen auf Geheiß von Boris in eine Bahn hinein und etwas später heraus. Wir wechselten einige Male die Züge; die Bahnsteige sahen sich so ähnlich, daß mancher Zweifel hatte, daß der Zug überhaupt die vorige Station verlassen hatte. So führte uns Prof. Sirenko blind durch den Petersburger Untergrund, bis es irgendwann über ein Rolltreppe wieder an die Oberfläche ging.

Die Überquerung der NewaOben erwartete uns die Petersburger Innenstadt. Und unser erster Blick fiel auf ein wohlbekanntes Fastfood Restaurant (das mit dem goldenen M). Die letzten zwei oder drei Kilometer mußten wir laufen. Wir kamen durch baureife Häuserschluchten mit schlaglöchrigen Straßen und erreichten irgendwann die Newa. Nach einem erheblichen Umweg zu einer Fußgängerampel überquerten wir den Fluß. Auf der anderen Seite lag die Hermitage im Abendlicht und eine gewaltige Yacht machte uns eindrücklich klar, daß in Russland mittlerweile ein anderer Wind weht, als noch vor einigen Jahren.

Aufstieg zu Boris Sirenkos WohnungProf. Sirenko führte uns in die Galernskaja 59, genauer zum Hintereingang seines Wohnhauses. Hier stand uns ein spektakulärer Aufstieg über eine klapprige Holztreppe und der Durchstieg durch eine etwa 1,5 Meter hohe Türöffnung bevor. Die klobigen Rucksäcke waren gerade beim Durchstieg etwas hinderlich, doch schließlich erreichten alle Prof. Sirenkos Wohung.

Nach einer Weile war in einem nahegelegen Laden Brot und Käse gekauft worden und wir konnten uns in Prof. Sirenkos großem Wohnzimmer eine Abendbrot gönnen. In unserer Mitte dampfte ein riesiger Samowar und wir schlürften Prof. Sirenkos Tee. Nach dem Essen gingen einige noch auf einen ersten Erkundungsgang durch das mittlerweile nächtliche St. Petersburg, andere bauten sich ihre Schlafstätten im Wohnzimmer und wo auch immer Platz war (einige schliefen in der Küche, andere kamen am Ende im Flur unter).

 
Last modified: 17-10-99; Author: Thomas Mattern; Maps (c) 1988-1998 Microsoft Coorperation