Pünktlich um 8.30 Uhr erfolgte die Abfahrt vom ZOB
Kiel mit dem Kilius in Richtung Flughafen Hamburg. Dort wurde, nachdem
die Gruppe vollständig war, eingecheckt. Gegen 11.50 Uhr startete
der Linienflug LH5280 Richtung St. Petersburg. Um ca. 14.15 Uhr
MEZ landeten wir auf dem Flughafen St. Petersburg. Hier paßten wir
unsere Uhren der hiesigen Zeitzone an und stellten sie um zwei Stunden
vor, do daß wir gegen 16.30 Uhr die Paßkontrolle passierten. Am
Flughafen hielten wir uns nun ungewollt etwas länger auf, ca. 3
Stunden. Der Grund lag darin, daß uns der Stellvertreter von Prof.
Boris Sirenko, Leiter des Marin-Biologischen Abteilung des Zoologischen
Instituts St. Petersburg (ZISP), vergessen hatte. Dr. Piepenburg
und Dipl.-Biol. Mark Schlensog fuhren mit dem Taxi los in Richtung
ZISP und kehrten später mit Prof. Sirenko, der gerade erst aus dem
Urlaub kam, zurück.
Nun
folgte eine Odyssee, die uns auf die nächsten Tage einstellen
sollte. In Ermangelung jedweder Organisation von russicher Seite,
blieb Prof. Sirenko nichts anderes übrig als uns zu offenbaren,
daß es nicht nur keinen Transport vom Flughafen in die Stadt,
sonderen ebenfalls keine Unterbringung für uns gab. Also wurde
Improvisiert. Trotz unserer enormen Gruppenstärke (20 Studenten
plus 5 Betreuer) bot uns Prof. Sirenko an, in seiner Wohnung zu
übernachten.
Diese mußte zunächst mitsamt Gepäck
erreicht werden. Wir griffen unseren Kram und wanderten in geschlossener
Formation hinter Prof. Sirenko her. Zunächst führte er
uns zu einer Bus-Haltestelle außerhalb des Flughafens. Nach
einiger Zeit quetschten sich also 26 Biologen mit Rucksäcken
bepackt in den überfüllten Bus. An dieser Stelle tausend
Entschuldigungen an die armen Russen, auf deren Füßen
herumgetrampelt wurde, denen Rucksäcke ins Gesicht gedrückt
wurden und die kaum an den sperrigen Deutschen vorbei aus dem Bus
gelangen konnten. Nach endlosen Minuten in der mobilen Sardinenbüchse,
kam die Durchsage "Aussteigen!".

Von der Bushaltestelle ging es dann in die Tiefen der
Metro von St. Petersburg. Prof. Sirenko besorgte uns Münzen
für die Metro und führte uns anschließend über
lange, steile Rolltreppen zu den Bahnsteigen. Schwere Metalltore,
die dann und wann laut scheppernd aufrollten trennten die Bahnröhren
von den Bahnsteigen. Wir sprangen auf Geheiß von Boris in
eine Bahn hinein und etwas später heraus. Wir wechselten einige
Male die Züge; die Bahnsteige sahen sich so ähnlich, daß
mancher Zweifel hatte, daß der Zug überhaupt die vorige
Station verlassen hatte. So führte uns Prof. Sirenko blind
durch den Petersburger Untergrund, bis es irgendwann über ein
Rolltreppe wieder an die Oberfläche ging.
Oben
erwartete uns die Petersburger Innenstadt. Und unser erster Blick
fiel auf ein wohlbekanntes Fastfood Restaurant (das mit dem goldenen
M). Die letzten zwei oder drei Kilometer mußten wir laufen.
Wir kamen durch baureife Häuserschluchten mit schlaglöchrigen
Straßen und erreichten irgendwann die Newa. Nach einem erheblichen
Umweg zu einer Fußgängerampel überquerten wir den
Fluß. Auf der anderen Seite lag die Hermitage im Abendlicht
und eine gewaltige Yacht machte uns eindrücklich klar, daß
in Russland mittlerweile ein anderer Wind weht, als noch vor einigen
Jahren.
Prof.
Sirenko führte uns in die Galernskaja 59, genauer zum Hintereingang
seines Wohnhauses. Hier stand uns ein spektakulärer Aufstieg
über eine klapprige Holztreppe und der Durchstieg durch eine
etwa 1,5 Meter hohe Türöffnung bevor. Die klobigen Rucksäcke
waren gerade beim Durchstieg etwas hinderlich, doch schließlich
erreichten alle Prof. Sirenkos Wohung.
Nach einer Weile war in einem nahegelegen Laden Brot
und Käse gekauft worden und wir konnten uns in Prof. Sirenkos
großem Wohnzimmer eine Abendbrot gönnen. In unserer Mitte
dampfte ein riesiger Samowar und wir schlürften Prof. Sirenkos
Tee. Nach dem Essen gingen einige noch auf einen ersten Erkundungsgang
durch das mittlerweile nächtliche St. Petersburg, andere bauten
sich ihre Schlafstätten im Wohnzimmer und wo auch immer Platz
war (einige schliefen in der Küche, andere kamen am Ende im
Flur unter).
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