Tagesprotokoll vom Dienstag, den 27.07.1999
von Kirsten Binder & Astrid Cornils
St. Petersburg

Auf dem MarktUnser erster Morgen in St. Petersburg begann mit einem improvisierten Frühstück in Wohnzimmer von Boris statt, in dem die meisten von auch uns übernachtet hatten. Mit 25 Menschen waren die Kapazitäten dieses Raumes auch vollständig erschöpft. Anschließend wurden wir von Boris zum Markt geführt, um für unser Mittagessen einzukaufen. Auf diesem Weg stiessen wir auf das Gebäude der Akademie der Wissenschaften, in dessen Eingang ein Mosaik von dem russischen Universalgelehrten und Begründer der 1. Russischen Universität von Moskau, Michail Lomonossow, die Wand bedeckt. Das Gebäude dient als Verwaltungsgebäude der Universität, ist aber anscheinend nicht zugänglich.

Um 10:30 Uhr waren wir im Zoologischen Institut und Museum verabredet. Dieses befindet sich direkt an der Newa in unmittelbarer Nachbarschaft zur Akademie der Wissenschaften. Am gegenüberliegenden Ufer blickt man auf die Eremitage. Das Gebäude stammt aus dem 19. Jahrhundert. Im 2. Stock befindet sich die zoologische Sammlung. Räume und Schränke sind hier mit getrockneten oder in Alkohol eingelegten Tieren im ausgefüllt, die zur taxonomischen Bestimmung dienen. Wir haben dann noch einen Blick in die Molluskensammlung geworfen.

Anschließend bekamen wir eine Führung durch das Zoologische Museum im Erdgeschoß. Dieses Museum wurde von Peter d. Großen Ende des 17. Jahrhunderts gegründet. Gleich in der Eingangshalle sind seine Haustiere ausgestellt. Peter d. Große kaufte verschiedene Ausstellungen aus europäischen Ländern auf, um das damalige Rußland dem restlichen Europa anzugleichen. Diese Ausstellungen waren bis 1716 in Moskau zu finden, dann im Sommerpalast, ab 1724 in Akademie der Wissenschaften von Rußland und 1728 wurden die Ausstellungen auf verschiedene Institute aufgeteilt. Heute beherbergt das Zoologische Museum 40.000 Exemplare und 2000 Arten. Das System ist nach Taxonomie und Vorstellung von verschiedenen Ökosystemen gegliedert.

Der ehemalige BlauwalIn der ersten Halle sind Wale ausgestellt. Der ausgestellte Blauwal (Balaenoptera musculus) war Mitte des 19. Jahrhunderts vor Holland gestrandet, wurde gekauft und bis 1902 im Restaurant des Zoologischen Gartens ausgestellt. Danach zog das Zoologische Museum in das heutige Gebäude. Auch verschiedene andere Walartige sind hier ausgesellt: Pottwal, männlicher Narwal, Orca etc. Zusätzlich sind auch Vertreter der Artiodactylen hier ausgestellt, da diese in die nahe Verwandtschaft gestellt werden. In der zweiten Halle werden verschiedene Lebensräume und taxonomische Gruppen dargestellt. Unser Begleiter, ein Wissenschaftle aus dem Institut, wies dabei vor allem auf die nun folgenden Ausstellungsstücke hin. Dabei handelte es sich v.a. in Rußland vorkommende Gruppen.

Zuerst stellte er uns das Ökosystem Korallenriff mit all seinen Bewohnern vor. Die Rochen wurden noch einmalk gesondert hervorgehoben, da sie verschiedene Urahnen haben und sich evolutionär von am Boden lebenden Tieren zu pelagischen entwickelt haben. Die Störe werden zur Kaviarproduktion genutzt. Sie laichen in Flüssen. Früher gab es in der Newa bis zu 2 m lange Individuen. Ihre Verwandten leben in Nordamerika. Diese Verwandtschaft wird als ein Indikator zur Geschichte der Kontinente verwendet. Die Seychellen-Schildkröte (Geochelone gigantea) wurde als eine der größten Landschildkröten vorgestellt. Weiterhin wies er auf die ausgestellten Komodo-Warane (Varanus komodoensis) hin. Diese Warane wurden von einem Piloten im 1. Weltkrieg entdeckt. Sie kamen damals noch in großer Dichte vor. Das Ökosystem Mangrove wurde zusammen mit dem dort lebenden Schlammspringer (Periophthalmus sp.) vorgestellt. Dies ist ein Luft atmender Fisch ohne Lungen. Er nutzt den Sauerstoff durch das Epithel seines Mundes. Er fängt seine Beute in den Ästen der Mangrove.

Unter den Vögel wies unser Begleiter besonders auf die in der Ukraine, der eurasischen Prairie, vorkommenden Störche (Cicioniidae) und die in den Bergen des Mittleren Ostens lebenden Bartgeier (Gypaetus barbatus) hin. Vogelfelsen wurden vorgestellt mit ihrer Rolle als Nährstofflieferanten für das Phytoplankton. Die ausgestellten Kaiserpinguine (Aptenodytes forsteri) stammen aus der Nähe der russischen Station Mirni.

Während der Würmeiszeit (vor ca. 30.000 – 12.000 Jahren) gab es eine sogenannte Mammutgemeinschaft, da große Teile Europas, mit Ausnahme von Sibirien, permanent vergletschert waren. Zu dieser Gemeinschaft gehörten z.B. Karibu, Wollnashorn und Eisbär. Sie wanderten bis zum Mittelmeer. Das herrschende Klima war ein „Tundra-Prairie“-Klima. Es gab eine große Variation von Pflanzen und damit viele Herbivore. In einer sibirischen Stadt 1977 in 2 m Tiefe eines Gletschers ein intaktes männliches Mammutbaby gefunden, das vermutlich verhungert war.

Der Südl. „Elefant“ (Archidiskodon meridionalis) ist der Vorfahr der Gattung Mammut. Das ausgestellte Exemplar wurde 1941 in der Ukraine am Asowschen Meer gefunden. Die Stellersche Seekuh (Hydrodamalis gigas) wurde im 18. Jahrhundert auf einer Expedition von Bering entdeckt. Schon damals war sie ein Relikt mit einer engen Verbreitung und völlig ungeschützt. Sie wurde noch im gleichen Jahrhundert von den russischen Pionieren ausgerottet. Der Biber (Castor fiber) benutzt als Schutz zwei verschiedene Behausungen. Zum einen baut er „Häuser“ und zum anderen baut er Höhlen mit Unterwassereingang. Das ausgestellte Yak (Bos mutus) wurde von Przewalski getötet. Rezent gibt es Yaks nur noch in Tibet und domestiziert in Asien. Der Asiatische Gepard (Acinonyx jubatus vebaticus) soll noch im Raum zwischen dem Iran und Afghanistan vorkommen. Wilde Kamele (Camelus bactrianus) kommen heute nur noch an der Nähe der chinesischen Grenze vor. Sie wurden von N. Przewalski entdeckt. Sibirische Tiger (Panthera tigris altaica) gibt es in Rußland rezent noch ca. 200 Individuen. Da ihre Territorien begrenzt sind, können sie auch für den Menschen gefährlich werden.

"...andere haben sich die Stadt angesehen..."Nach der Besichtigung des Museums trafen wir uns in dem Büro von Boris zum Lunch. Durch die quer im Raum stehenden Schränke war der Platz für 25 Menschen sehr knapp bemessen. Den Rest des Nachmittags hatten wir zur freien Verfügung. Einige waren in der Eremitage und andere haben sich die Stadt angesehen. Um 18:30 Uhr war dann wieder Treffen bei der Wohnung von Boris. Die Rucksäcke wurden in den Bus geladen , und wir machten uns auf zum Inland-Flughafen von St. Petersburg. Der Abflug war dann um 21:30 Uhr mit der Z88689. Der Flug dauerte ca. 2 Stunden. Bei unserer Ankunft in Murmansk wurden wir schon von unseren dortigen Ansprechpartnern erwartet und konnten sofort mit dem Bus zu unserem Gästehaus fahren. Der Tag endete mit dem Einkauf für das Frühstück.

 
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Last modified: 17-10-99; Author: Thomas Mattern; Maps (c) 1988-1998 Microsoft Coorperation