Unser
erster Morgen in St. Petersburg begann mit einem improvisierten
Frühstück in Wohnzimmer von Boris statt, in dem die meisten von
auch uns übernachtet hatten. Mit 25 Menschen waren die Kapazitäten
dieses Raumes auch vollständig erschöpft. Anschließend wurden wir
von Boris zum Markt geführt, um für unser Mittagessen einzukaufen.
Auf diesem Weg stiessen wir auf das Gebäude der Akademie der
Wissenschaften, in dessen Eingang ein Mosaik von dem russischen
Universalgelehrten und Begründer der 1. Russischen Universität von
Moskau, Michail Lomonossow, die Wand bedeckt. Das Gebäude dient
als Verwaltungsgebäude der Universität, ist aber anscheinend nicht
zugänglich.
Um 10:30 Uhr waren wir im Zoologischen Institut und
Museum verabredet. Dieses befindet sich direkt an der Newa in unmittelbarer
Nachbarschaft zur Akademie der Wissenschaften. Am gegenüberliegenden
Ufer blickt man auf die Eremitage. Das Gebäude stammt aus dem 19.
Jahrhundert. Im 2. Stock befindet sich die zoologische Sammlung.
Räume und Schränke sind hier mit getrockneten oder in Alkohol eingelegten
Tieren im ausgefüllt, die zur taxonomischen Bestimmung dienen. Wir
haben dann noch einen Blick in die Molluskensammlung geworfen.
Anschließend bekamen wir eine Führung durch das Zoologische
Museum im Erdgeschoß. Dieses Museum wurde von Peter d. Großen Ende
des 17. Jahrhunderts gegründet. Gleich in der Eingangshalle sind
seine Haustiere ausgestellt. Peter d. Große kaufte verschiedene
Ausstellungen aus europäischen Ländern auf, um das damalige Rußland
dem restlichen Europa anzugleichen. Diese Ausstellungen waren bis
1716 in Moskau zu finden, dann im Sommerpalast, ab 1724 in Akademie
der Wissenschaften von Rußland und 1728 wurden die Ausstellungen
auf verschiedene Institute aufgeteilt. Heute beherbergt das Zoologische
Museum 40.000 Exemplare und 2000 Arten. Das System ist nach Taxonomie
und Vorstellung von verschiedenen Ökosystemen gegliedert.
In
der ersten Halle sind Wale ausgestellt. Der ausgestellte Blauwal
(Balaenoptera musculus) war Mitte des 19. Jahrhunderts vor
Holland gestrandet, wurde gekauft und bis 1902 im Restaurant des
Zoologischen Gartens ausgestellt. Danach zog das Zoologische Museum
in das heutige Gebäude. Auch verschiedene andere Walartige sind
hier ausgesellt: Pottwal, männlicher Narwal, Orca etc. Zusätzlich
sind auch Vertreter der Artiodactylen hier ausgestellt, da diese
in die nahe Verwandtschaft gestellt werden. In der zweiten Halle
werden verschiedene Lebensräume und taxonomische Gruppen dargestellt.
Unser Begleiter, ein Wissenschaftle aus dem Institut, wies dabei
vor allem auf die nun folgenden Ausstellungsstücke hin. Dabei handelte
es sich v.a. in Rußland vorkommende Gruppen.
Zuerst
stellte er uns das Ökosystem Korallenriff mit all seinen Bewohnern
vor. Die Rochen wurden noch einmalk gesondert hervorgehoben, da
sie verschiedene Urahnen haben und sich evolutionär von am Boden
lebenden Tieren zu pelagischen entwickelt haben. Die Störe werden
zur Kaviarproduktion genutzt. Sie laichen in Flüssen. Früher gab
es in der Newa bis zu 2 m lange Individuen. Ihre Verwandten leben
in Nordamerika. Diese Verwandtschaft wird als ein Indikator zur
Geschichte der Kontinente verwendet. Die Seychellen-Schildkröte
(Geochelone gigantea) wurde als eine der größten Landschildkröten
vorgestellt. Weiterhin wies er auf die ausgestellten Komodo-Warane
(Varanus komodoensis) hin. Diese Warane wurden von einem
Piloten im 1. Weltkrieg entdeckt. Sie kamen damals noch in großer
Dichte vor. Das Ökosystem Mangrove wurde zusammen mit dem dort lebenden
Schlammspringer (Periophthalmus sp.) vorgestellt. Dies ist
ein Luft atmender Fisch ohne Lungen. Er nutzt den Sauerstoff durch
das Epithel seines Mundes. Er fängt seine Beute in den Ästen der
Mangrove.
Unter den Vögel wies unser Begleiter besonders auf
die in der Ukraine, der eurasischen Prairie, vorkommenden Störche
(Cicioniidae) und die in den Bergen des Mittleren Ostens lebenden
Bartgeier (Gypaetus barbatus) hin. Vogelfelsen wurden vorgestellt
mit ihrer Rolle als Nährstofflieferanten für das Phytoplankton.
Die ausgestellten Kaiserpinguine (Aptenodytes forsteri) stammen
aus der Nähe der russischen Station Mirni.
Während
der Würmeiszeit (vor ca. 30.000 – 12.000 Jahren) gab es eine sogenannte
Mammutgemeinschaft, da große Teile Europas, mit Ausnahme von Sibirien,
permanent vergletschert waren. Zu dieser Gemeinschaft gehörten z.B.
Karibu, Wollnashorn und Eisbär. Sie wanderten bis zum Mittelmeer.
Das herrschende Klima war ein „Tundra-Prairie“-Klima. Es gab eine
große Variation von Pflanzen und damit viele Herbivore. In einer
sibirischen Stadt 1977 in 2 m Tiefe eines Gletschers ein intaktes
männliches Mammutbaby gefunden, das vermutlich verhungert war.
Der Südl. „Elefant“ (Archidiskodon meridionalis)
ist der Vorfahr der Gattung Mammut. Das ausgestellte Exemplar wurde
1941 in der Ukraine am Asowschen Meer gefunden. Die Stellersche
Seekuh (Hydrodamalis gigas) wurde im 18. Jahrhundert auf
einer Expedition von Bering entdeckt. Schon damals war sie ein Relikt
mit einer engen Verbreitung und völlig ungeschützt. Sie wurde noch
im gleichen Jahrhundert von den russischen Pionieren ausgerottet.
Der Biber (Castor fiber) benutzt als Schutz zwei verschiedene
Behausungen. Zum einen baut er „Häuser“ und zum anderen baut er
Höhlen mit Unterwassereingang. Das ausgestellte Yak (Bos mutus)
wurde von Przewalski getötet. Rezent gibt es Yaks nur noch in Tibet
und domestiziert in Asien. Der Asiatische Gepard (Acinonyx jubatus
vebaticus) soll noch im Raum zwischen dem Iran und Afghanistan
vorkommen. Wilde Kamele (Camelus bactrianus) kommen heute
nur noch an der Nähe der chinesischen Grenze vor. Sie wurden von
N. Przewalski entdeckt. Sibirische Tiger (Panthera tigris altaica)
gibt es in Rußland rezent noch ca. 200 Individuen. Da ihre Territorien
begrenzt sind, können sie auch für den Menschen gefährlich werden.
Nach
der Besichtigung des Museums trafen wir uns in dem Büro von Boris
zum Lunch. Durch die quer im Raum stehenden Schränke war der Platz
für 25 Menschen sehr knapp bemessen. Den Rest des Nachmittags hatten
wir zur freien Verfügung. Einige waren in der Eremitage und andere
haben sich die Stadt angesehen. Um 18:30 Uhr war dann wieder Treffen
bei der Wohnung von Boris. Die Rucksäcke wurden in den Bus geladen
, und wir machten uns auf zum Inland-Flughafen von St. Petersburg.
Der Abflug war dann um 21:30 Uhr mit der Z88689. Der Flug dauerte
ca. 2 Stunden. Bei unserer Ankunft in Murmansk wurden wir schon
von unseren dortigen Ansprechpartnern erwartet und konnten sofort
mit dem Bus zu unserem Gästehaus fahren. Der Tag endete mit dem
Einkauf für das Frühstück.
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