Nach
den Strapazen des letzten Tages gedachten wir, diesen Sonntag ruhig
anzugehen und die Lage zu sondieren. Unser erster Tag in Dalnie
Zelentsy begann also mit dem Frühstück um 10 Uhr, das - wie alle
die noch folgen sollten - aus Brot, Käse und Tomaten bestand.
Um 11 Uhr war die Besichtigung des - mittlerweile von
diversen Ölbildern (im MMBI in Murmansk) bekannten - Institutsgebäudes
geplant. Von Weitem sah es auch noch genauso einladend und idyllisch
aus, wie man es sich vorgestellt hatte. Beim Weitergehen, wobei
alte Panzer und anderer Kriegs- und Haushaltsschrott den Weg säumten,
veränderte sich dieses Bild allmählich. An dem "Haupteingang" angekommen,
stellten wir fest, daß hier wohl schon lange keine Biologen
mehr geforscht hatten: Sämtliche Eingange des Gebäudes waren zugenagelt,
der ganze Komplex (einschliesslich der 2 gestrandeten Forschungsboote
und der fast verfallenen Pier) war heruntergekommen und seinem Schicksal
überlassen worden. Wieder einmal wunderten wir uns über die Aussagen
der Russen, besonders hatte es wohl Herr Matishov aus dem Murmansker
Institut nicht für nötig gehalten, uns über diese Tatsache aufzuklären.
Der Einzige, der leise schmunzelnd die Situation betrachtete, war
Dieter Piepenburg, um bei dieser Gelegenheit seinen Lieblingsspruch
zu prägen: "Das ist Russland, mich wundert gar nichts mehr!!"

Also ging man nach diesem
kleinen Schock über zum Alternativprogramm: eine kurze botanische
Bestandsaufnahme um Dalnie herum und unsere Ornithologen entdeckten
am Teich noch einige possierliche Steinschmätzer, Sandregenpfeifer,
Zwergstrandläufer und ein Odinshühnchen.
Später trafen sich unsere Führungskräfte mit
Herrn Marakov dem Grossalgenforscher, einem der letzten Biologen
in Dalnie. Dieser wusste dann auch, wo das "Biologische Institut"
jetzt untergebracht war, und schnell war eine Besichtigung gemacht.

Von 13 -14.30 Uhr herrschte Mittagspause, in der man
sich endlich von all den neuen Wendungen ausruhen konnte. Es wurde
viel Tee getrunken in unserer Küche, und viele interessante Gespräche
geführt. Um 15 Uhr schliesslich ging es für die Benthos- und die
Planktongruppe ans Einräumen der Labors: Binokulare, Lampen, Mikroskope
und andere Forschungseinrichtungen wollten aufgebaut, eingestellt
und repariert werden. Wir bekamen schliesslich 3 Räume (einer mit
Heizung) zur Verfügung gestellt, auch ein Aquarium und einen Kühlraum
konnten wir benutzen.
Die anderen 3 Gruppen wurden von Herrn Kappen in die
Botanik geführt. Um 17 Uhr schliesslich ging es für alle ins Felswatt,denn
um diese Zeit war Niedrigwasser angesagt. Wir suchten alle Tiere
und Pflanzen die sich finden liessen und präsentierten sie dann
stolz unseren Betreuern. Besonders die wunderschönen Polychaetenrasen
sind hier erwähnenswert, die uns alle faszinierten. Nach unserer
Rückkehr gab es ziemlich bald Abendessen, und damit endete auch
dieser Tag mit einer warmen Mahlzeit von unserer Köchin Dorothee.
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